Einsam zieht er seine Bahnen - vor einer Minischar von Reportern Einsam zieht er seine Bahnen - vor einer Minischar von Reportern Pixabay
08 Jun
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Das Olympia-Playbook

Während in Europa in wenigen Tagen der Fußball übernimmt, bereiten sich Journalisten bereits auf das nächste Großereignis vor: Die Olympischen Spiele.

Sie sollen immerhin bereits im Juli starten. Und eine Absage würde jetzt wohl nur noch im Katastrophenfall in Frage kommen. Dennoch: Viele Japaner haben Angst. Angst vor Menschen, die da einreisen. Und vielleicht das Virus verbreiten. Ein japanischer Virologe meldete sich bereits zu Wort und betonte das hohe Risiko des Events. Die japanische Regierung verspricht sichere Spiele und wiegelt ab. Dennoch, die Menschen scheinen nicht gerade begeistert von der Austragung. In einem ersten Schritt wurden daher ausländische Live-Zuschauer ausgesperrt. Nun kämpft man noch mit den Athleten. Die sind aber oft selber sehr zurückhaltend, bleiben in ihrer Blase. Manche reisen extra später an und lassen das geplante Akklimatisierungs-Training in Japan ausfallen.
Doch dann sind da noch die Journalisten. Immerhin wären die Olympischen Spiele für die Katz, wenn niemand über sie berichten würde. Die japanische Regierung hat nun aber auch ein Regelwerk erstellt, mit dem diese Zunft unter Kontrolle gebracht werden soll. Ein eigenes Playbook.
Und das ist nicht von schlechten Eltern. Während der ersten vierzehn Tage ihres Aufenthaltes werden die Reporter total überwacht. Sie müssen all ihre Schritte im vorhinein bekannt geben und Buch führen. Sie dürfen sich dann auch nur auf ihren vorgefertigten Routen bewegen. Und die verlaufen zwischen Hotel, Sportstätten und vorgeschriebenen Restaurants. Gefahren wird im Medienbus. Für spontane Entdeckungsreisen, Interviews, Hintergrundberichterstattung und Kritiker des Großevents ist da nichts vorgesehen. Erst ab dem 15. Tag darf man öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Die Olympischen Spiele dauern aber nur 17 Tage. Damit die Journalisten auch die Regeln einhalten, werden sie per GPS getrackt.
Für die Medien wird es so allerdings ziemlich unattraktiv, eigene Mitarbeiter nach Tokio zu entsenden. Denn genau das, was derartige Großveranstaltungen würzt, also etwas über Land und Leute zu erfahren, wie die Einheimischen zu den Spielen stehen, Probleme aufzuwerfen, das wird alles nicht möglich sein. Berichtet wird einzig über die Wettkämpfe. Und dazu reicht es, entweder auf freie Journalisten zurückzugreifen, die das gleich für mehrere Medien covern, oder den Wettkampf im Fernsehen zu verfolgen. So wurden in Deutschland etwa bereits 15 Prozent der Akkreditierungen zurückgegeben.

 



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