Dies gab das Theaterhaus MuTh, wo Schleyer zuletzt erfolgreich war, offiziell bekannt.
Dabei stammte der österreichische Kinderstar eigentlich aus Deutschland, wurde Schleyer doch am 1. März 1940 in Dresden geboren. Nach einem Studium an der Theaterhochschule Leipzig spielte er zunächst am Maxim-Gorki-Theater in Ost-Berlin. 1968 flüchtete er in den Westen und arbeitete bei Karlheinz Stroux in Düsseldorf sowie unter der Intendanz von Boy Gobert am Thalia Theater Hamburg. Bereits damals entdeckte er sein besonderes Talent, Sendungen für Kinder zu machen und feierte mit der TV-Kinder-Serie Das feuerrote Spielmobil in Deutschland erste Erfolge.
Dieses Talent brachte Schleyer dann auch in Österreich zum Blühen, wo er seine Fernseharbeit für und mit Kindern unter anderem mit den ORF-Sendungen Erichs Chaos oder Der schiefe Turm fortsetzte. Und als Kinderbuchautor trat Schleyer etwa mit seinen Spirello-Geschichten hervor, weiters erschienen die Katze Nora (1987) oder Verschleyerte Geschichten (1998).
Im Fernsehen war der humorvolle Mime aber auch in Erwachsenenrollen zu erleben und kam dabei auf Gastrollen in Formaten wie Kommissar Rex, Der Alte oder Tatort. Insgesamt über 350 Fernseh- und Filmrollen verkörperte Schleyer in seinem Leben, in dem auch die Bühne eine zentrale Rolle spielte.
In Wien hatte der Theaterschauspieler Anfang der 1980er-Jahre am Volkstheater in Einer flog über das Kuckucksnest einen großartigen Einstieg. Weitere Erfolge feierte er in Hans Gratzers Schauspielhaus, unter anderem in den queeren Klassikern Rocky Horror Show oder Angels in America. Unter der Regie von George Tabori spielte er aber auch am Burg- oder Akademietheater Die Massenmörderin und ihre Freunde, Die Ballade vom Wiener Schnitzel und den Babylon Blues.
Im Theater an der Josefstadt war er beispielsweise als Peachum in der Dreigroschenoper oder in Peter Turrinis C’est la vie – Eine Revue zu sehen. Und am Volkstheater stand er etwa im Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen zu Kapitalismus und Sozialismus mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Tony Kushner an der Spitze des Ensembles.
Dieses reichhaltige Lebenswerk, das er im Vorjahr mit dem künstlerischen Geburtstagsfest Mit 80 wird nichts mehr verschleyert! krönte, blieb auch nicht unbedankt. Abgesehen vom Zuspruch des Publikums wurde Erich Schleyer im Laufe seiner Karriere unter anderem mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und dem Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet.
Entsprechend groß war auch das Bedauern in der Kulturpolitik. „Seine jahrzehntelangen, einzigartigen Verdienste vor allem um das junge Publikum machen Erich Schleyer in unserem Andenken unsterblich”, würdigte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) etwa den Künstler in einer Aussendung, während Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) an die Theatermeriten Schleyers erinnerte: „Für die Theaterstadt Wien war es ein Glücksfall, dass sein bewegtes Leben Erich Schleyer hierher führte.” Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) zollte dem Verstorbenen ihren Respekt: „Mit Erich Schleyer ist ein besonderer Künstler und ein einzigartiger Mensch von uns gegangen. […] Erich Schleyers außergewöhnliche Leistungen als Schauspieler, Autor oder Fotograf haben im deutschsprachigen Kulturgeschehen der letzten Jahrzehnte unverwechselbare Spuren hinterlassen.”
apa
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