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16 Nov
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US Wahl: Parler als Gewinner

Die Präsidentschaftswahl in den USA brachte zwar den erwarteten Ausgang. Allerdings gab es bei den Stimmenverschiebungen einige kleine Überraschungen.

Bekannt ist, dass Joe Biden eigentlich mehr Stimmen auf sich vereinigen sollte laut Vorhersagen. Weniger bekannt ist, dass im Schatten des Präsidentschaftswahlkampfes auch eine kleine Social Media-App profitierte. Oder zumindest: Die User-Zahl deutlich steigern konnte.
Die Rede ist von Parler. Sagt Ihnen nichts? Macht nichts. Auch den meisten Amerikanern war die App bis vor kurzem unbekannt. Im iPhone App-Store stand Parler am 2. November noch am 1.023. Platz. Auf Google Play kam man an diesem Tag auf den 468. Platz. Am 8. November erreichte die App bei iphone die Spitze, am 9. November erkletterte man auch bei Google Play den ersten Platz.
Was nach Manipulation klingt, hat einen ganz einfachen Hintergrund. Im Zuge des Wahlkampfes verschärften sowohl Facebook als auch Twitter ihre Maßnahmen gegen Falschmeldungen und Hetze. Gut erinnerlich noch der Twitter Account von Donald Trump am Tag nach der Wahl. Parler dagegen nimmt für sich in Anspruch, ein Hort des freien Wortes zu sein. Tatsächlich gibt es hier weder Faktencheck noch Löschungen. Bis jetzt. Also stürmten jene, die sich von den althergebrachten Social Media missverstanden fühlen, zum neuen Hafen. Darunter etwa Ted Cruz, der Senator aus Texas. Oder Newt Gingrich, ehemaliger Speaker des Repräsentantenhauses. Aber auch Fox Business Moderatorin Maria Bartiromo, Fox News Anchor Sean Hannity oder Eric Trump wechselten zu dem kleinen Anbieter. Und im Gefolge der klingenden Namen wechselte auch das Fußvolk.
Und so schaffte man innerhalb einer Woche den Sprung von 4,5 Millionen auch acht Millionen Nutzer. Nicht schlecht, aber: Facebook kommt auf 1,82 Mrd. User und Twitter auf 187 Millionen. Da besteht immer noch eine größere Lücke. Zudem: Twitter und Facebook gingen nicht ganz freiwillig gegen Falschmeldungen und Hetze vor. Einen gewissen Druck übte die werbetreibende Wirtschaft aus, die sich in der Regel nicht gerne im Umfeld von Verschwörungstheorien oder Hetzkampagnen wiederfindet. Stichwort Brand Safety.
Das ist derzeit auch der große Pferdefuß von Parler. Sicherlich ist man in den letzten Wochen überraschend stark gewachsen. Die Werbewirtschaft jedoch lässt sich scheinbar nicht überreden, dieses Wachstum mitzutragen. Dementsprechend befindet sich Parler auch weiterhin in den roten Zahlen. Aber noch hofft man auf einen Coup: Donald Trump könnte ja als Ex-Präsident ebenfalls auf diese Plattform wechseln.