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21 Jun
geschrieben von 

Diese Welt ist rundherum verkehrt

Eine Woche (oder so) kein Andreas Hanger in einer TV-Diskussion und trotzdem trendet die „Bürste“ auf Twitter.

Zurecht rätselt die Twitteria, auf welchen Überlegungen die Einladungspolitik der „Diskussions“sendung #ImZentrum beruht. Eine Sendung über #Staatsbürgerschaft schreit geradezu nach der Beteiligung einer/s Betroffenen, der eine solche anstrebt und dem Spin-verdehten Geschwafel einer Karoline Edtstadler und dem Beton-Gebell eines Herbert Kickl reale Erfahrungen über bürokratische Spießrutenläufe und Schikanen entgegenhält. Warum kann nicht ein erfolgreicher Migrant eingeladen werden? Im Sport zum Beispiel oder in der Kultur gibt es deren viele.
Und längst gehörten mittlerweile strikte Verhaltensregeln für diese „Gespräche“ statuiert. Es geht nicht an, dass insbesondere Politiker mit ausgeprägtem Rechtsdrall den anderen Diskussionsteilnehmern permanent ins Wort fallen und ihre Redezeit bis unendlich überziehen, wie das gestern Herbert Kickl tat. Daher: Klar definierte, gleich verteilte Redezeiten für alle; wenn einer, der nicht am Wort ist, hineinplärrt: Verwarnung, im Wiederholungsfall: Rote Karte. Ein Spracherkennungssystem oder eine ähnliche Technologie soll Verstöße gegen die Gesprächskultur durch einen häßlichen Alarmton signalisieren; geschulte Ordner sollen die Sanktionen (Platzverweis) exekutieren.

Nein, es war gestern gar nicht Andreas Hanger „Im Zentrum“. Trotzdem schafft es der türkise Fraktionsführer im Ibiza-Ausschuss, heute einmal mehr auf Twitter zu trenden. Anlass war diesmal eine schon wieder mal ziemlich jenseitige Pressekonferenz, in der er wie gehabt gegen die Opposition geiferte und dafür den stiernackigen Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka in den Himmel lobte.
Dann aber zog er gegen den Falter in Gestalt von dessen Chefredakteur Florian Klenk vom Leder.
„Wenn ich jetzt eine Information bekomme, das der Herr Klenk mittlerweile auch Eigenümer ist der Verlagsgruppe Falter* und gleichzeitig Chefredakteur, dann ist das schon was, was ich einmal vehement kritisieren will. Weil kann´s so sein, dass man am vormittag noch Inseratenvolumen verhandelt und am Nachmittag schreibt man dann einen Bericht?“
Es hat halt eine Schrecksekunden von einem halben Jahr gedauert, bis sich zu Hanger durchgesprochen hat, dass Florian Klenk seit Anfang 2021 Miteigentümer des Falter ist - auch wenn er verglichen mit den größeren Anteilseignern Siegmar Schlager, Armin Thurnher sowie Hannes Pflaum und Hans-Michel Piëch mit 10 Prozent den kleinsten Besitz-Anteil hält.
„Wenn man anschaut“, fähr Hanger fort, „wer die Haupinseratenträger des Falters sind - das ist zuallererst die Stadt Wien, das ist die Arbeiterkammer Wien und das sind dann die Wiener Stadtwerke, die hauptsächlich Inseraten (sic!) schalten im Falter und der Vorwurf, dass man sich hier offensichtlichtlich Meinung kauft, der ist nicht so wahnsinnig weit hergeholt. Also da würd´ ich schon auch den Herrn Klenk auffordern, für ein bisschen Ordnung zu sorgen in seinem Medium. Man kann nicht Eigentümer sein, Inserate natürlich zu keilen*, die will man haben, gar keine Frage, weil man natürlich auch die wirtschaftliche Sicherheit sicherstellen will*, und am Nachmittag schreibt man dann einen Bericht. Da brauchts eine klare Trennung.“

Keine weiteren Kommentare von dieser Seite. Bis auf eines: Es wundert einen, dass noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, Andreas Hanger könne eine Kreation Tal Silbersteins sein. Und noch eine Kleinigkeit: Im Falter schalten, soviel ist richtig, hin und wieder die Stadt Wien und Unterorganisationen von ihr. Bundesminsterien und -regierung aber auch. Und andere, politisch völlig farblose Organisationen.

* Unredigiert in originaler Eleganz belassen

 



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