Der Wien-Chronist aus Salzburg Screenshot ORF
10 Feb
geschrieben von 

Der Wien-Chronist aus Salzburg

Reaktionen auf den Tod von Reinhard Schwabenitzky.

 

Ähnlich wie die Popmusik hat in Österreich der Film in den letzten bald zwei Jahrzehnten eine Entwicklung hingelegt, für die es eigentlich keine Erklärung, geschweige denn logistische Basis gibt: Am guten Willen der Politik oder irgendwelcher mit kulturellen Angelegenheiten betrauten Funktionäre lag´s jedenfalls nicht. Wir haben einfach (zu) viel Talent hier.
Bevor sich das aber in einer gewissen Breite zeigen konnte, oblag es ein paar wenigen, Zeugnis von der Existenz des österreichischen Films abzulegen. Xaver Schwarzenberger muss da da wohl nennen, Michael Haneke natürlich, vergessen wir nicht auf Fritz Lehner, und weiters ein „Grätzel", das man (wegen der schauspielenden Pratagonisten) gerne als „Kabaret-Film" bezeichnet und Werke wie „Indien", Muttertag" oder „Hinterholz 8" hervorgebracht hat. Und Reinhard Schwabenitzky. Er hat in den 70er Jahren Filme wie „Der Einstand" (mit Christoph Waltz) gedreht, und später Komödien wie a "Ilona und Kurti", "Verlassen Sie bitte Ihren Mann", die "Seitensprung-Trilogie" und "Hannah", die „Sozialkritik" in etwas populistischerer Aufbereitung - z.B. in Form zahlreicher Nacktauftritte von Schwabenitzkys Ehefrau Elfi Eschke - transportieren. Beim Publikum funktionierte das.
mundel.17Wie viele österreichische Filmemacher verdankte Schwabenitzky seine größten Erfolge indes dem Fernsehen. Da ist natürlich die Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter", die sich aus einer Verfilmung von Ernst Hinterbergers Roman „Das Salz der Erde" herausentwickelt hatte und in den 70er Jahren viele Menschen in diesem Lande empörte. In den 90er Jahren hatte Schwabenitzky - wieder basierend auf Büchern Hinterbergers - noch einmal einen Erfolg ähnlichen Ausmaßes mit der Grätzel-Serie „Kaisermühlen-Blues". Es ist irgendwo eine Ironie der Geschichte, dass Schwabenitzky zwar mit Wiener Themen reüssiert - man kann sogar behaupten: Kulturgeschichte geschrieben - hat, gegen die Stadt aber eigentlich eine Abneigung hegte und sich in Salzburg viel wohler führte.
Nach langer Krankheit ist Reinhard Schwabenitzky gestern im Alter von 74 Jahren gestorben. Viele prominente Menschen haben in sozialen Medien kondoliert. Auch Politiker. Auffällig: Sie sind fast ausschließlich rot - was immerhin gut zum „proletarischen" Charakter der legendären Fernsehserien passt. Bemerkenswerte Ausnahme: Auch Verfassungsministerin Karoline Edtstadler bekundet Beileid. Vielleicht als Salzburgerin, aber egal. Und Karl Mahrer und Peter Eppinger von der Wiener ÖVP haben es immerhin noch zu einer Aussendung gebracht, die Schwabenitzkys Leistungen würdigt. Sein Wirken sei untrennbar mit Wien verbunden gewesen, heißt es da etwa. Siehe Ironie.

Bildschirmfoto 2022-02-10 um 11.20.35.png

Bildschirmfoto 2022-02-10 um 12.23.50.png

Bildschirmfoto 2022-02-10 um 12.24.49.png