Ein Bild(ausschnitt) aus dem Inneren des Buchs Ein Bild(ausschnitt) aus dem Inneren des Buchs Alexander Peer
13 Dez
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Eine kleine Sonntagsgeschichte

Viele Kulturprojekte werden heute per Crowdfunding finanziert - warum also nicht auch Buchproduktionen? Alexander Peers Lyrik-Band „Gin zu Ende - achtzehn Uhr“ führt vor, wie das funktionieren kann.

Ende Mai ist hier von der Crowdfunding-Kampagne für Alexander Peers neuen Gedichtband „Gin zu Ende, 18 Uhr“ berichtet worden. Sie war in zweierlei Hinsicht erfolgreich: Sie generierte die für die Produktion erfolgreichen Mittel und das Buch ist schön geworden.

Peer, vor 50 Jahren in Salzburg geboren, kann auch Romane - deren er bislang zwei veröffentlicht hat -, hauptsächlich aber ist er in der Lyrik zuhause. Und zwar gehört er zu jenen neueren Lyrikern, die die gebundene Sprache nicht einfach als formale Rahmung interpretieren, sondern auf gewisse Weise sogar als Befreiung davon. Sprich: Was hier als „Gedichte“ firmiert, ist bisweilen auch assoziatives Geschichtenerzählen, Aphorismus und - was dem Autor besonderen Spaß zu bereiten scheint - das Paraphrasieren von Sprichworten, Sentenzen und alltäglichen Redewendungen. „Es gab Frauen, die konnten mich nicht riechen, das hat mir ganz schön gestunken!“ heißt es da zum Beispiel in „Frauenpower“, oder: „Es gab Frauen, denen ich nachlief, ich wünschte, es wäre bei hundert Metern geblieben.“ Das Verhältnis des Autors mit seinem großen Mysterium, dem Einfall, beschreibt Peer als Affäre, die morgens eigentlich vielversprechend beginnt, im Tagesverlauf aber in Nüchternheit (Gin zu Ende - klar!) verflacht: „Der Nachmittag und die Schwere des Verdauens bringen eine gewisse Entfernung zwischen uns. Der Einfall verliert an Charme, ich an Gesprächigkeit, gegen Abend hin verabschiedet er sich.“ Sehr schön wird´s, wenn Peer sich in Naturgewalten wie die Krimmler Wasserfälle hineinversetzt: „Ich möchte gern einmal das Kitzsteinhorn hinabstürzen, so bescheiden ist mein Wunsch nach Abwechslung, aber nein, hier ist mein Platz, mein Schicksal eingebettet. In unverschämten Träumen falle ich sogar von den größten Gebäuden der Welt, um in der Konkurrenz sie zu verspotten.“ Und bisweilen tun es auch einfach eine minimalistische Wortpyramide wie in „Doppelte Doppel-Klimax“:
Gescheit
Gescheiter
Gescheitert
Gescheitert
Gescheiter
Gescheit.

Dazu ist das Buch vom Limbus Verlag gewohnt sorgfältig produziert und editiert und mit etlichen Fotos versehen, die mit den Texten eine, sagen wir, suggestive Symbiose eingehen. Empfehlung also. Falls Sie noch nicht wissen von wegen Weihnachten, Geschenken und so….

Gin zu Ende achtzehn UhrAlexander Peer
Gin zu Ende - 18 Uhr
Limbus Verlag
96 Seiten
15 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 



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