„Eine Art Reichtumstaumel" Screenshot Kleine Zeitung
01 Okt
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„Eine Art Reichtumstaumel"

Armut in Österreich gibt es, sagt der langjährige Caritas-Präsident Franz Küberl in einem IV mit der Kleinen Zeitung - „nicht millionenfach, aber tausendfach". Die ÖVP sieht das nach wie vor sehr anders: Wenn Kinder wirklich hungrig zur Schule müssen, haben in jedem Fall die Eltern ihre Fürsorgepflicht verletzt. Notabene: Gibt es bereits einen Preis von McDonalds für Karl Nehammer?

 

„Es ist so eine Art Reichtumstaumel ausgebrochen, der zur Normalität erklärt wird. Heikel."
So kommentiert Franz Küberl, langjähriger Präsident der Caritas, in einem Interview mit Hubert Patterer und Stefan Winkler in der Kleinen Zeitung - die Geschichte ist online wie mittlerweile bei den meisten österr. Tageszeitungen nur über Abo zugänglich - das aktuelle soziale Bewusstsein der ÖVP. Empathie für die Armen habe es dort früher einmal gegeben, aber: „Das ist ganz stark verdunstet, wirklich."
Seit der Ära Sebastian Kurz ist die wechselseitige Beziehung der Caritas zur ÖVP nicht mehr die beste, weil die Caritas einmal gewagt hat, das humanitäre Gewissen des früheren Kanzlers dezent zu hinterfragen. Küberls Aussagen in der Kleinen Zeitung vor dem frischen Hintergrund von #Burgergate werden das Verhältnis wohl nicht verbessern.
Viel sagen sie dafür aus, wie es um Armut in Österreich - von der ÖVP als praktisch nicht existent erklärt - tatsächlich steht: „Arm ist, wer zu wenig zum Leben hat, der den ganz normalen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann. Das hat immer Gründe. Entweder ist es Arbeitslosigkeit, eine Behinderung, chronische Krankheit oder soziale Kontaktarmut. Wenn man keine Wohnung oder Arbeit kriegt, weil man zu isoliert ist. Wenn man die Miete nicht zahlen kann. Wenn man zu wenig Geld zum Heizen hat. Wenn man den Kindern nichts zu essen geben kann. Das ist nicht millionenfach, aber es ist tausendfach in Österreich." Und wie es um das Interesse der Reichen und deren politischer Vertretung, der ÖVP („die Hure der Reichen", © Thomas Schmid), an deren Nöten bestellt ist: „Die Reichen wissen in Wirklichkeit nicht, wie es den Armen geht."

So wie Franz Küberl kennt die grüne Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler definitiv Fälle, dass Kinder hungrig in die Schule kommen. Die Replik der ÖVP kam stante pede. Die Tiroler Nationalratsabgeordnete und VP-Frauensprecherin Elisabeth Pfurtscheller betreibt dasselbe wie Kanzler Karl Nehammer, nämlich victim blaming, indem sie in einer Aussendung die Eltern solcher Kinder pauschal der Verletzung der Fürsorgepflicht bezichtigt. (Denn Armut existiert ja nicht in Österreich, remember?).

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Arbeitsminister Martin Kocher wiederum lobte die Regierung heute in der ORF-„Pressestunde" als „die sozialste seit langem" und kontert auf ungläubige Postings auf X / vormals Twitter mit der Lieblingsmethode türkiser Politiker*innen, nämlich dem Aufzählen von „Leistungen".

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Tja, und dann gibt es auch noch eine pitzelige, aber, wie wir finden, sachlich nicht unrichtige Kritik an einem beliebten Satire-Sujet.

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Was wir uns übrigens auch fragen: Ist Karl Nehammer bereits ein Sonderpreis der McDonalds-Marketingabteilung zugesprochen worden? Falls ja, welcher Art ist er? Falls es etwa 5.000 Big Macs oder allsowas sein sollten: Nix da - nicht die Pampe für sogenannte soziale Zwecke „spenden". SELBER ESSEN!!!