Wie es aussieht, gibt es nichts, was Nina Horaczek nicht kann. Kein Problem scheint es etwa für sie zu sein, die Hausaufgaben ihrer Kinder zu machen - ob für alle drei gleichzeitig, blieb offen - und simultan dazu ein Interview zu führen. Selbst einen Blutspendehund kann sie, wenn akut von einem anderen Hund benötigt, auftreiben.
So erfuhr man in der Laudatio - gestern im Rathaus, wo die Chefreporterin des Falter mit dem Ferdinand-Berger-Preis geehrt wurde. Auszeichnungen sammelt Horaczek ungefähr in der gleichen Frequenz wie Marco Odermatt Weltcupsiege - so sind ihr u.v.a der Prälat-Leopold-Ungar-Preis, der Claus Gatterer-Preis, der Concordia-Preis und der Karl-Renner-Preis zuerkannt worden -, trotzdem hat es mit dieser gestrigen eine besondere Bewandnis.
Denn der Ferdinand-Berger-Preis, benannt nach dem gleichnamigen, 2004 verstorbenen österreichischen Widerstandskämpfer und ehemaligen KZ-Häftling, gestiftet und mit 3000 Euro dotiert von dessen Sohn Ernst Berger und Enkelsohn René Berger, wird vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) herausgegeben. Der Institution, die kürzlich den Rechtsextremismus-Bericht herausgegeben hat und darin starke Verbindungen der FPÖ zur rechtsextremen Szene offengelegt hatte.
Ungustiöse Rülpser vom blauen Generalsekretär Christian Hafenecker waren daraufhin zu hören, auch eine Klage hat das DÖW angestrengt, weil die FPÖ ihr Pseudo-Wissenschaftlichkeit unterstellt hat. Vor Gericht wurde festgestellt, dass das DÖW zwar wissenschaftlich arbeite, aber einen raueren Ton aushalten müssen, wenn es sich mit Politikern einlasse, und die Klage in erster Instanz abgewiesen. „Kann man so sehen, muss man nicht so sehen", kommentierte DÖW-Leiter Andreas Kranebitter trocken, kündigte gleichwohl an, den Weg durch die Instanzen zu gehen. Ein Gutes konnte Kranebitter der Kontroverse indes abgewinnen: „Es wird jetzt wenigstens über das Thema geredet."
Und stellte abschließend fest, dass es keine bessere Berger-Preis-Trägerin geben könnte als Nina Horaczek.
Überschüttet mit Lob
Fürwahr. Denn die 47jährige Chefreporterin des Falter beobachtet und dokumentiert in ihrer (kostenlosen) Kolumne „Blauland", in Berichten im Falter und in zahllosen Büchern die Umtriebe der Freiheitlichen, insbesondere am äußerst rechten Rand.
Dazu braucht es, wie hier schon wiederholt festgehalten wurde, gute Nerven und einen Saumagen. Es wird nicht besser werden, denn das bisschen Gesprächsberreitschaft seitens der längst in ihren Alternativ-Medien verankerten Blauen nehme weiter ab, wie sie am Ende ihrer kurzen Dankesrede berichtete.
Zuvor aber hatte Horaczek kübelweise das über sich ergehen lassen müssen, was sie dem Vernehmen nach überhaupt nicht aushält: Lob. Die Schauspielerinnen Susi Stach und Hilde Dalik ließen sich eine besonders raffinierte Weise einfallen, es vorzunbringen, ohne es in den eigenen Mund nehmen zu müssen: Sie taten es in Form von Grußbotschaften. Sei es seites eines ukrainischen Flüchtlings, dem sie ebenso ein Dach über dem Kopf gewährt hat wie vorher Syrern, die sich gezwungen sahen, ihr Heimatland zu verlassen; sei es seitens Kolleg/innen wie Martin Staudinger, Márton Gergely oder Claudia Reiterer, mit der Horaczek ein Buch über HC Strache verfasst hat und die ebenso bei der Preisverleihung dabei war wie die früheren Berger-Preisträger Hans Rauscher, Wilfried Embacher und Petar Rosandić sowie Doris Schmidauer, die mit bestem Recht präsidiale Grüße ausrichten konnte.